Über das Elterngeld und vor allem seine mögliche Verlängerung um die zwei „Vätermonate“ gibt es durchaus geteilte Meinungen. Dass diese neue Geldleistung nicht dafür gesorgt hat, in Deutschland einen Babyboom auszulösen hätte jeder, der sich mit der Lebenssituation junger Eltern bzw. Nicht-Eltern auskennt, wohl vorhersagen können. Warum das Ganze dann nicht einstellen? Berufstätigen Eltern einen mehrwöchigen Urlaub zu finanzieren sollte doch wohl nicht auf Kosten der Gesellschaft gehen. Richtig! Richtig ist allerdings auch, dass das Elterngeld und die damit verbundenen „Vätermonate“ zur breiteren Akzeptanz einer zumindest kurzen beruflichen Auszeit für die Familie geführt haben. Dies ändert sicherlich nichts an der beruflichen Ungleichbehandlung von Frauen und Männern oder den Schwierigkeiten nach mehrjähriger Elternzeit wieder in den Beruf einzusteigen. Dafür schafft es aber Möglichkeiten für etwas, das im Alltag – gerade wenn beide Eltern berufstätig sind – viel zu kurz kommt: gemeinsame Zeit!
Diese Chance wollten auch wir nicht verstreichen lassen. Und daher hielt sich auch unser schlechtes Gewissen in Grenzen als wir uns entschieden, eine gemeinsame zweimonatige Auszeit zu nehmen. Diese sollte nicht dazu dienen, endlich die Dinge zu erledigen, die sonst zu Hause liegen bleiben. Wahrscheinlich wäre das Ergebnis eine super aufgeräumte und vielleicht sogar neu gestrichene Wohnung gewesen. Die Freude daran hätte nur kurz gehalten. Wir wollten stattdessen Zeit in uns investieren. Das Ergebnis daraus, die Erinnerungen und gemeinsamen Erfahrungen würden im besten Falle ein Leben lang halten.
Aber was ist das richtige Ziel für eine mehrwöchige Reise, die einen Erlebniseffekt für die Eltern haben soll und gleichzeitig kleinkindgerecht sein muss? Alle Fernziele wurden sehr schnell von der Liste gestrichen. Auch die Frage nach der Art der Reise stellte sich. Eine Rundreise mit einem ständigen Wechsel der Unterkunft wollten wir unserem kleinen Mitreisenden nicht zumuten. Auf der anderen Seite konnten wir uns auch nicht mit dem Gedanken anfreunden, die ganze Zeit an einem Ort zu verbringen, wenn wir jetzt schon mal eine mehrwöchige Reise planten. Eine Rundreise mit einem festen Wohnsitz zu verbinden, geht eigentlich nur mit dem Wohnmobil oder Wohnwagen. Bis uns dieser naheliegende Gedanke kam, dauerte es etwas. Dies lag daran, dass das Thema Camping für uns bis dahin absolutes Neuland war. Je länger wir darüber nachdachten, desto mehr gefiel uns die Idee. Für eine Reise mit Kleinkind müsste dies doch ideal sein. Wir nehmen unser Hotelzimmer einfach überall mit hin. Von der Idee des Wohnmobilurlaubs war es auch nicht mehr weit zu unserem Reiseziel. Welches ist das perfekte Land für eine Wohnmobiltour in Europa? Norwegen natürlich! Spektakuläre Landschaften mit Meer und Bergen, eine super Infrastruktur – vor allem die medizinische Versorgung – und freundliche Menschen, die fast alle sehr gut Englisch sprechen.

Wir hatten also eine Idee für die Art und Weise unserer Reise (Wohnmobil), wir hatten ein Reiseziel (Norwegen), was wir noch nicht hatten war ein Wohnmobil. Dieser kleine Schönheitsfehler in unseren ansonsten euphorischen Reiseplanungen sollte noch einigen Stress verursachen. Dies lag daran, dass die Vermieter nicht auf eine Familie warten, die sich im April überlegt für die Hochsaison im Juli / August für mehrere Wochen ein Wohnmobil zu mieten. Darum hier der wichtigste Tipp für die Reisevorbereitungen: früh reservieren!!! Am besten schon im Winter. Frühbucherrabatt gibt es dafür zwar nicht, aber zumindest hat man noch Chancen auf sein Wunschfahrzeug.
Nachdem wir mit etwas Glück dann doch noch ein passendes Wohnmobil bekommen haben, hieß es Reiseliteratur wälzen, um einen groben Tourenplan im Kopf zu haben. Wir haben uns entschieden keine Wohnmobilplätze vorab zu reservieren – was bis auf eine Ausnahme auch nicht nötig war – um flexibel genug zu sein, jederzeit von unseren Plänen abzuweichen. Ganz ins Blaue hinein wollten wir dann aber auch nicht losfahren, so dass vor Reiseantritt folgende Tour für unser Abenteuer Norwegen entstand:
Zunächst sollte es in zwei Tagesetappe bis an die Nordspitze Dänemarks nach Frederikshavn gehen, um von dort mit der Fähre (ca. 8 ½ Stunden) zu unserem ersten richtigen Ziel in Oslo zu gelangen. Den langen Landweg über Dänemark könnte man zwar auch bequem durch eine direkte Fährverbindung von Kiel nach Oslo umgehen. Um unser Reisebudget nicht gleich mit der Anreise zu strapazieren, haben wir uns dann aber für die kürzere und günstigere Fährverbindung entschieden. Nach 2-3 Tagen Oslo soll es dann auf der „Abenteuerstraße“ über die Hardangervidda nach Bergen gehen. Von dort würden wir nach einigen Tagen über den Naerofjord und den Sognefjord zu den Bergen und Gletschern des Jostedalsbreen- und Jotunheimen-Nationalpark fahren. Weiter geht’s bis an den Geirangerfjord, der bekannt ist für seine Wasserfälle und bis in den letzten schmalen Zipfel Anlaufpunkt für alle Kreuzfahrtschiffe auf ihrer Norwegenroute ist. Hier ist der Wendepunkt unserer Reise und es geht zurück durch das Gudbrandstal über Lom, Lillehammer, Oslo bis nach Göteborg. Nach so vielen Kilometern haben wir uns ein paar Tage Entspannung verdient. In der Nähe von Göteborg möchten wir unserer Reise daher an einem Campingplatz direkt an der Ostsee ausklingen lassen, bevor es mit der Fähre wieder zurück nach Frederikshavn und von dort südwärts durch Dänemark nach Hause geht.
Unsere Reiseplanungen bauten im Wesentlichen auf drei Informationsquellen auf: dem ADAC Campingführer, einem speziellen Wohnmobilführer für Südnorwegen und dem Info-Paket des norwegischen Touristenverbandes (Details siehe unten). Hiermit fühlten wir uns ausreichend informiert und auch das Kartenmaterial hat sowohl für die Planung, als auch für die Orientierung vor Ort gereicht.

Der Tag des Aufbruchs rückte näher und auf unserer ToDo-Liste stand noch immer der Großeinkauf. Beeinflusst von den Schilderungen der hohen Lebensmittelpreise in Norwegen füllten wir drei Klappboxen mit Nudeln, Reis, Fertigsuppen, Dosenbrot, usw. Vieles davon sollte den Weg wieder zurück nach Deutschland finden. Also, nicht zu viel mitnehmen. Auch in Norwegen gibt es Supermärkte und die sind was nichtalkoholische Lebensmittel angeht gar nicht so teuer wie man befürchtet.
Dann ging alles ganz schnell. Einen Tag vor Abreise konnten wir das Wohnmobil abholen. Die angekündigte ausführliche Einweisung wird in einem kurzen Rundgang um und durch das Fahrzeug abgehandelt: „Gas hier, Wasser dort, alles kein Problem, gute Fahrt und bis in ein paar Wochen.“ Da standen wir nun mit unserem mobilen Hotel und hatten angesichts der morgen früh beginnenden gut 1.000 Kilometer langen Reise bis nach Oslo doch ein etwas mulmiges Gefühl. Am Abend hieß es dann unsere Einkäufe und das übrige Gepäck in den diversen Einbauschränken unterzubringen und die vorerst letzte Nacht zu Hause im bequemen Bett genießen.
Tipps für die Reisevorbereitung
- ADAC Camping Caravaning Führer für Deutschland und Nordeuropa
Detaillierte Beschreibung und Bewertung von insgesamt 2.600 Campingplätzen; mittlerweile natürlich auch als App verfügbar
- Aktuelles ADAC TourSet für Skandinavien
Umfangreiches Kartenmaterial und vor allem wertvolle Informationen zu Fähren, Mautstraßen und verkehrsrechtlichen Besonderheiten
- Lahmann, Werner K.: Die schönsten Routen durch Südnorwegen; Wohnmobil-Tourguide; Reise Know-How
Auf Wohnmobiltouren spezialisierter Reiseführer mit sechs Routenvorschlägen durch Südnorwegen und Informationen zu ausgewählten Campingplätzen
- Informationspaket des norwegischen Touristenverbandes; www.visitnorway.de
Sehr gutes und umfangreiches Informationspaket mit Karten, Katalogen und schönen Fotos
- Planung und Buchung der Fährverbindungen:
- StenaLine; www.stenaline.de
- ColorLine; www.colorline.de
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