Ausnahmsweise gibt es in diesem Post mal keinen Bericht zu einem Reiseziel, sondern ein paar Gedanken zur Vereinbarkeit von Reisen und Nachhaltigkeit. Anlass ist die Blog-Parade von Antje Gerstenecker auf ihrem Blog mee(h)r-erleben zu der interessanten Frage „Wie wichtig ist euch das Thema Nachhaltigkeit auf Reisen?“.
Neben allen gängigen Nachhaltigkeitsdefinitionen verstehe ich unter Nachhaltigkeit vor allem auch, nicht gedankenlos, sondern im Bewusstsein der Konsequenzen und Wirkungen für die Zukunft zu handeln. Gerade deshalb ist Nachhaltigkeit vor allem für Reisen mit Kindern noch wichtiger als es ohnehin schon für die gesamte Reise- und Tourismusbranche sein sollte. Welches Bild vom Umgang mit der Umwelt – ökologisch, ökonomisch und sozial – soll ich meinen Kindern vermitteln? Werden Sie die Reiseziele von heute in 30 Jahren ihren Kindern genauso zeigen können? Dies sind Fragen über die man zumindest mal nachgedacht haben sollte.
Nun aber zur Ausgangsfrage: Reisen und Nachhaltigkeit, geht das irgendwie zusammen? Meine Antwort: Nein. Das ist zumindest meine Meinung. Bei allen Annäherungsversuchen über Atmosfair-Beitrag, etc. sieht ein wirklich nachhaltiges Reiseverhalten wahrscheinlich anders aus: Einmal im Jahr am Stück für drei Wochen losziehen . . . zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Kein Skiurlaub, keine Städtetrips über das Wochenende, keine fremden Kulturen entdecken. Wollen, können wir das wirklich? Die meisten Reise-Blogs, dieses eingeschlossen, würden wahrscheinlich recht schnell eingestellt. Konsequente Nachhaltigkeit und Reisen widersprechen sich.
Trotzdem glaube ich nicht, dass sich die Uhr zurückdrehen lässt. Den Blick über den Tellerrand der eigenen, kleinen Welt möchte man soll schnell nicht wieder hergeben. Daher sollte man als erstes ehrlich sein und sich eingestehen, dass man aus diesem Thema nicht ohne Widersprüche und Zielkonflikte herauskommt. Die Ökobilanz einer Fernreise zur nachhaltig geführten Urwald-Lodge in Südamerika sieht ähnlich aus wie die Fahrt mit dem BMW-Geländewagen zum Einkauf beim Bio-Hofladen um die Ecke.
Vielleicht schafft man es mit diesem Eingeständnis ja den vielen vermeintlichen Nachhaltigkeits-Angeboten zu widerstehen, die mit der Bedeutung des Begriffs meist sehr wenig zu tun haben. Viel wertvoller ist es dagegen, sich bei seiner Entscheidung für oder gegen eine der unzähligen Reiseoptionen etwas Zeit zum Nachdenken zu nehmen und seine Entscheidung bewusst zu treffen. Wenn es dann noch gelingt, seinen Kindern zu vermitteln, dass eine Reise auf einen anderen Kontinent etwas Besonderes, vielleicht Einmaliges ist, das für die meisten Menschen auf dieser Welt auch heute noch ein nicht erfüllbarer Traum ist, hat das auch etwas mit Nachhaltigkeit zu tun.
Zugegeben das sind bescheidene Ansätze. Aber auch die tragen vielleicht ein klein wenig zu einer nachhaltigeren Reisewelt bei. Nachhaltigkeit besteht ja eben nicht nur aus Ökologie, sondern auch aus dem sozialen Element. Begriffe wie „Social Traveling“ waren noch vor wenigen Jahren weitgehend unbekannt. Heute sind sie Ausdruck dafür, dass sich immer mehr Menschen vom Pauschaltourismus abwenden und auf vorgefertigte Angebote verzichten und stattdessen bewusste Entscheidungen für ein Reiseziel treffen. Aus diesem Grund bin ich eigentlich ganz optimistisch wenn ich mir vorstelle, wie unsere Kinder in 30 Jahren ihren Kindern die Welt zeigen werden.
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