Zelten ist super, aber nur für eine Nacht. In dieser Ansicht fühle ich mich an diesem verregneten Morgen bestätigt, als ich mich durch tiefe Pfützen auf den Weg zum Campingplatz-Minimarkt mache. Auf beiden Seiten des Weges fließt das Wasser in Strömen von den Zeltdächern. Vereinzelt schauen verschlafene Gesichter aus den Zeltöffnungen heraus, um dann schnell wieder hinter dem Reisverschluss zu verschwinden. Kurze Zeit später sitze ich dann mit frischen Brötchen wieder im Trockenen und koche Kaffee in unserem Mobile Home.
Ja, ich gebe zu, wir sind Schönwetter-Camper! Es ist mir auch bewusst, dass man sich so wohl niemals auch nur minimalen Respekt der vielen Outdoor-Puristen verdienen wird. Und auf der Campingplatz-Hierarchie stehen wir wahrscheinlich auch ganz unten. Zwar haben wir auf unserer Elternzeit-Wohnmobiltour durch Norwegen diese Reiseform gerade mit Kleinkind sehr schätzen gelernt, aber da waren wir ja schließlich auch „on the road“. Doch zwei Wochen an einem festen Ort auf fünf Quadratmetern – egal ob Zelt oder Wohnmobil – ohne vollwertige Küche und Bad zu verbringen? Da stehen wir lieber dazu, auch im „Camping-Urlaub“ nicht auf ein bisschen Komfort verzichten zu wollen. Der Abenteuer-Faktor ist bei Reisen mit Kindern ja sowie schon inklusive, da kann ich auf ein überflutetes Zelt gut verzichten.
Warum dann überhaupt Campingplatz und nicht Ferienhaus oder Appartement? Ganz einfach, weil es – das haben wir auf unserer Wohnmobiltour gelernt – fast keinen perfekteren Ort für Urlaub mit Kindern gibt als einen guten Campingplatz.
Wo sind die Kinder sonst den ganzen Tagen draußen? Wo gibt es im Urlaub Spielkameraden direkt nebenan und Spielplätze nur wenige Meter entfernt? Wo können Kinder bis spät in den Abend am Strand spielen und das nur ein paar Meter von der „eigenen Haustür“ entfernt?
Die Alternative Mobile Home ist daher vor allem für Outdoor- und Camping-Anfänger geeignet, die trotzdem die Vorteile und auch die relaxte Atmosphäre eines Campingplatzes nicht missen möchten. Zum Glück haben immer mehr Campingplätze auch diese Zielgruppe für sich entdeckt, so dass das Angebot an Mobile Homes in den letzten Jahren immer größer und auch vielfältiger geworden ist.
Als Campingplatz für unsere Mobile Home-Premiere haben wir uns den Platz Camping Lago di Levico im Valsugana im Trentino ausgesucht. Hilfreiche war dabei die Seite Trentino Camping, auf der die besten Campingplätze im Trentino eingeteilt in verschiedene Kategorien vorgestellt werden. Unser Campingplatz liegt am Ortsrand von Levico Terme – einem alten Kurort, der allerdings seine besten Tage schon hinter sich hat – direkt am Levicosee und verfügt über einen eigenen Strand. Direkt nebenan liegt der deutlich größere Caldonazzosee. Insgesamt bietet das Valsugana viele Möglichkeiten zum Baden, Wandern und Mountainbiken. Entsprechende Informationen, Angebote und auch einen Fahrradverleih gibt es direkt auf dem Campingplatz.
Für Kinder bietet der Campingplatz außerdem noch ein breites Aktivitäten- und Animationsprogramm. Ob das unbedingt notwendig ist – wahrscheinlich würde sich auch ohne dieses Angebot kein Kind langweilen – sei mal dahingestellt, den Kindern gefällt’s aber. Die Tatsache, dass die meisten der Betreuer nicht deutsch sprechen, macht die Sache dabei eher noch spannender.
Natürlich ist Mobile Home nicht gleich Mobile Home. So kann man sich beim Camping Lago di Levico zwischen verschiedenen Unterkunftsformen entscheiden: vom etwas komfortableren Chalet über das klassische, eher zweckmäßige Mobile Home bis zum Lodge-Zelt im Safari-Stil. Das Ganze gibt’s jeweils noch in unterschiedlichen Größen und für bis zu 6 Personen unter einem Dach.
Nach einer Woche auf dem Campingplatz sind wir der Meinung, dass ein Mobile Home-Urlaub das Beste aus zwei Welten verbindet: Ferienhaus und Camping. Leider muss man sagen, dass das nicht unbedingt für die Preise gilt. Die orientieren sich nämlich ganz klar an denen eines Ferienhauses. So zahlt man in der Hochsaison im August für ein Mobile Home mit bis zu 4 Personen zwischen 125 und 150 Euro pro Nacht. Wer noch die Möglichkeit hat, sollte also außerhalb der Sommerferien fahren, da sind die Preise deutlich niedriger.
Also alles wie gehabt im Familienurlaub, die Kinder haben ihren Spaß und die Eltern kommen nur in den Genuss der hohen Preise? Ganz so ist es nicht. Nach den ersten Tagen stellt sich auch bei uns irgendwann – sogar im Mobile Home – dieses tiefenentspannte Camping-Gefühl ein: Morgens in Flip-Flops, kurzer Hose und Kapuzenpulli zum Brötchenholen schlurfen, den ganzen Tagen im Freien verbringen und bis spät in die Nacht vor seinem „Home“ sitzen.
Um nicht ganz in eine Entspannungsstarre zu verfallen, kann man diesen Tagesrhythmus natürlich auch ab und zu doch durch diverse Aktivitäten unterbrechen. Die Kombination aus Wasser und Bergen im Trentino bietet dafür genügend Möglichkeiten: Wanderungen, Kanufahrten, gemeinsame Fahrradtouren oder auch mal eine kinderlose Mountainbike-Runde.
Wer dann doch noch weitere Abenteuer braucht, kann ja auch sein Zelt mitnehmen und es direkt neben seinem Mobile Home aufbauen. Bei Regen und zum Frühstück ist der Weg „nach Hause“ ja nicht weit.
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