Jetzt ist es also soweit. Nachdem ich diese Urlaubsform bis jetzt ignoriert, vielleicht sogar etwas belächelt habe, hat es uns nun auch erwischt: Wir machen Urlaub auf dem Bauernhof!
Der Druck von außen wurde einfach zu groß. Nach und nach kamen immer mehr Eltern aus unserem Freundeskreis zufrieden und vor allem erholt von einem Urlaub auf dem Bauernhof zurück. „Das müsst ihr auch mal machen.“ Ganz nach dem Motto: „Das wollt ihr eurem Kind vorenthalten? Denkt doch beim Urlaub nicht nur an euch.“
Nun ja, ganz so schlimm war es natürlich nicht. Aber mit einem dreijährigen Jungen, der bisher überwiegend mitten in der Stadt groß geworden ist, Tiere liebt und dessen Fuhrpark eine zweistellige Zahl an Traktoren umfasst, gibt es wirklich nicht mehr viele Argumente gegen einen Bauernhof-Urlaub. Diese glücklichen Momente wollten wir ihm nicht vorenthalten:
Nach unseren ersten Urlaubserfahrungen mit Kind im Mobile Home, Familienhotel oder in der Jugendherberge waren wir natürlich auch gespannt auf diese neue Urlaubsform.
Über das Ziel waren wir uns schnell einig: Es sollte in die Berge gehen und gleichzeitig auch etwas Sonne da sein. Also fuhren wir auf die Südseite der Alpen, nach Südtirol. So weit, so einfach. Schwieriger war dagegen die Auswahl des Bauernhofes. Auf dem Portal „Roter Hahn“ stehen nicht weniger als 1.600 Bauernhöfe allein in Südtirol zur Auswahl. Wir waren wirklich erstaunt wie groß die Nische Bauernhofurlaub tatsächlich ist. Von echten Höfen mit einfachen „Fremdenzimmern“ bis zu hotelähnlichen Betrieben, deren einziger Bezug zum Bauernhof der kleine Streichelzoo hinter dem Haus ist, reicht das Angebot. Ein wichtiges Auswahlkriterium ist die Art des Bauernhofes. Gerade in Südtirol gibt es sehr viele Obst- oder Weinbaubetriebe. Sicherlich ganz spannend, aber für uns stand fest, dass es schon ein kinderadäquater Bauernhof mit einigen Tieren und auch einem Traktor auf dem Hof sein sollte. Die Einschränkung auf „Hof mit Tierhaltung“ ergab immer noch über 1.000 Treffer. Nach weiterer Suche fanden wir aber schließlich „unseren“ Hof:
Der Kamaunhof liegt zwischen Seis und Kastelruth auf 1.200 Metern Höhe direkt unterhalb den Dolomitengipfeln des Schlern-Massivs in Südtirol. Direkt vor der Tür hält der Bus zur Seiser Alm, der größten Hochalm Europas, und im Sommer ein Wanderparadies mit vielen Wandermöglichkeiten für Familien auch und gerade mit kleineren Kindern.
Bei unserer Ankunft ist schnell klar, dass mindestens ein Familienmitglied mit unserer Unterkunft vollauf glücklich ist. Auf dem Hof steht ein riesiger Traktor und nicht viel weiter das gleiche Modell ein paar Nummern kleiner, mit dem die Kinder über den Hof flitzen. Für Beschäftigung ist also gesorgt, wir können in Ruhe das Gepäck ausladen. Spätestens als wir dann den Balkon unserer Ferienwohnung betreten sind wir sicher, dass wir hier richtig sind. Der Ausblick ist fantastisch:
Der Aufenthalt auf dem Bauernhof ist das Gegenteil einer anonymen Ferien- oder Bungalowanlage. In der persönliche Atmosphäre lernt man schnell die anderen Gäste kennen, die Gastgeber – Familie Fulterer – sowieso. Am Sonntag nach unserer Ankunft steht ein Korb mit selbstgebackenen Kuchen vor unserer Tür. Das Tor zum Stall steht immer offen, die Kinder dürfen beim Kühe füttern zuschauen, bestaunen den riesigen Traktor und betrachten neugierig die jungen Kätzchen.
Nach ein paar Tagen kennt sich unser Sohn auf dem Hof besser aus als wir und geht alleine oder mit den anderen Kindern auf Entdeckungstour. Langsam stellt sich also auch das entspannte Urlaubsgefühl bei uns Eltern ein. Glückliche Kinder, entspannte Eltern, dass diese Formel stimmt haben wir auf diesem Bauernhof-Urlaub wieder einmal erfahren. Trotz aller persönlichen Betreuung bieten die sehr schönen Ferienwohnungen auf dem Hof aber auch Privatsphäre, Komfort und die Möglichkeit einfach ungestört die Aussicht auf die Berge oder ins Tal zu genießen. Dies könnte man eigentlich den ganzen Tag machen, wenn es nicht rundherum noch viele andere spannende Orte gäbe: Wir fahren mit den Bergbahnen auf die Gipfel der Seiser Alm, unternehmen kleine Wanderungen oder machen Brotzeit auf einer der vielen Almhütten.
Nur an einem Tag zieht es uns dann doch wieder in Stadt und wir fahren nach Bozen. Wir schlendern durch die schicken Gassen, trinken einen Espresso in einem der vielen Straßencafes in dieser Stadt, die eine interessante Mischung aus italienischen Flair und alpenländischer Kultur bietet.
Nach wenigen Stunden zieht es unseren Sohn aber schon wieder hoch auf den Bauernhof. Er möchte schauen wie es den neugeborenen Kälbchen geht und natürlich ob der Traktor schon wieder in der Garage steht. Wir haben nichts dagegen, schließlich erwartet uns auf unserem Balkon auch noch der Blick auf die Berge im Abendlicht – Stadt haben wir demnächst wieder jeden Tag.
Karte
Weitere Informationen
- Portal zum Urlaub auf dem Bauernhof in Südtirol: http://www.roterhahn.it/de/
- Kamaunhof in Seis am Schlern: http://www.kamaunhof.com/deu/Default.asp





Hinterlasse eine Antwort zu Tobias Antwort abbrechen